Samstag, 25.10.2008

Müllberg zur Energiequelle aufgerüstet

VON JÖRG SPREEMANN

ROSENOW. Über den Müll wächst das Gras: Bis in eine Höhe von rund 30 Metern ragt der Abfallberg, den rund eine halbe Million Einwohner von der Ostsee bis an die Müritz seit 1997 produziert haben. Präsentierte sich Anfang Oktober der kegelförmige Hügel nahe Rosenow (Landkreis Demmin) noch erdbraun, haben die wärmenden Strahlen der Herbstsonne inzwischen den Müllberg begrünt. Auf rund 2,3 Millionen Tonnen Abfall beziffert Hans-Jürgen Geier, Geschäftsführer der Ostmecklenburgisch-Vorpommerschen Verwertungs- und Deponiegesellschaft (OVVD), die hier lagernden Hinterlassenschaften der Zivilisation. Etwa die Hälfte des Südpolders, so bezeichnet die OVVD den Müllberg, wurde in diesem Jahr mit Erde und Folie komplett abgedeckt, im nächsten Jahr soll der Rest folgen. Kosten: Fünf Millionen Euro. „So eine Deponie bleibt 30 bis 50 Jahre lang aktiv“, erläutert Geier. Sickerwasser werde aufgefangen und das Grundwasser laufend geprüft. Zudem werde vermessen, wie sich der Deponiekörper setzt. In den OVVD-Kostenkalkulationen „verschlingt“ der Südpolder nicht nur Müll und Geld, sondern wird zum Energielieferanten aufgerüstet. Schon jetzt treibe das abgesaugte Deponiegas Methan ein Kraftwerk mit 1,2 Megawatt installierter Leistung an, berichtet der Geschäftsführer. Der Strom werde in das öffentliche Energienetz eingespeist. Für den bereits begrünten Südhang hat Geier weitere Pläne: Hier sollen möglichst schon ab dem nächsten Jahr Solarkollektoren mit einer Leistung von 1,8 Megawatt installiert werden. Dieses Vorhaben sei ein weiterer Bestandteil des OVVD-Energiekonzeptes. „Wir streben eine komplett eigenständige Versorgung an“, unterstreicht Geier mit Blick auf die rasant wachsenden Aufwendungen für Energie. Laut Geschäftsführer wagt sich die OVVD auch auf Neuland. Derzeit werde auf dem Gelände des Abfallzentrums eine „Technikumsanlage“ errichtet. Die ersten Container stehen bereits. „Wir wollen in einer Versuchsapparatur prüfen, ob sich auch aus frischem Müll Biogas in Erdgasqualität gewinnen lässt“, erklärt Geier. Die Anwendung neuer Verfahren böte heimischen Unternehmen die Chance, innovative Technologien zu entwickeln. „Das begreifen wir als Wirtschaftsförderung“, so Geier. Inzwischen diene das Rosenower Abfallzentrum als Referenzanlage für das noch junge Umweltnetzwerk „enviMV“. @!www.ovvd.de